Du bist ein Narr, sagte sie zu ihm, wenn du glaubst, dass es eine Frau gibt, die es länger als ein Jahr mit dir aushält!
Sie packte ihre Sachen zusammen und verschwand, sie ertrug seine Eskapaden nicht mehr. Seine Lügen, Ausreden, Rechtfertigungen, seine Affären mit anderen Frauen. Aber das ist doch alles harmlos, sagte er jedes Mal zu ihr, du darfst das nicht so zum Herzen nehmen! Schatz! Nein, es reicht, sie will das nicht mehr; das hat sie bei Gott nicht notwendig. Sie musste weg, weg von ihm, ihrer selbst wegen, ehe sie ihn noch mehr zu hassen begann, sonst müsste sie sich wegen ihrer Selbstachtung bald Sorgen machen.
Als sie ein paar Wochen später ihre restlichen Sachen abholte, wohnte die Neue bereits bei ihm und sie selbst hatte auch schon einen neuen Freund.
Zwei Jahre später liefen sie sich in der Stadt zufällig über den Weg; er war allein. Nach der Begrüßung konnte sie einfach nicht widerstehen und nur aus purer Höflichkeit - versteht sich von selbst - erkundigte sie sich nach seiner neuen Freundin von damals. Ach die..., sagte er, nein, sie seien nicht mehr zusammen; sie sei schon längst bei ihm ausgezogen, sagte er. Auch ihre Nachfolgerin sei schon weg; er hätte einfach kein Glück mit Frauen, nur Pech in der Liebe. Du, ich muss aber jetzt wirklich weiter, sagte er und sein Gesicht errötete leicht - das ist ihr nicht entgangen. Ich habe nämlich ein Date und ich glaube, das könnte was werden! Sie ist einfach wundervoll! Sorry, ich muss, sonst komme ich zu spät! Ciao!
Sie blickte ihm nach, wie er davon eilte und konnte nur den Kopf schütteln. Das wird ewig so weitergehen, dachte sie bei sich und fühlte sich mit ihrer damaligen Prognose bestätigt. Doch was soll's; es war sein Leben, er musste mit seinen Beziehungen selbst klar kommen. Erst jetzt, nach dieser zufälligen Begegnung konnte sie sich darüber freuen, dass sie ihn vor zwei Jahren verlassen hatte. Ob er jemals eine Frau finden würde, die seine ständigen Fehltritte tolerierte, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
© Ella L.