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Im Spiegel der anderen sich selbst erkennen

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Ich habe schon öfters gehört, dass im Spiegel, der einem von jemandem vorgehalten wird, schonungslos gezeigt wird, was in einem selbst vorhanden ist, ob es gefällt oder nicht.

Ich finde, da ist was Wahres dran. Auch mir wurden in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen bereits einige Spiegel vorgehalten, in denen ich immer wieder blicken musste und dann zu mir sagte: Nein, das bin ich gar nicht! So kann ich gar nicht sein! Der andere, der mir den Spiegel (seinen Spiegel) vorhielt, würde einfach nicht zu mir passen, dachte ich. Weil mir manche seine Eigenschaften einfach auf die Nerven gingen. Die Jahre vergingen und ich wurde öfters mit demselben Typ Menschen konfrontiert, als es mir lieb war und was ich nicht verstehen konnte. Wieso? Ich begriff es nicht.

Erst später, als ich öfters über die "Spiegeltheorie" gelesen hatte, begann ich ernsthaft nachzudenken; ich durchforstete mein Inneres nach derselben Eigenschaften, die mich bei anderen Menschen so nervten. Ich dachte an die Vergangenheit zurück, an meine Beziehungen, wie ich mich in bestimmten Situationen verhielt, wie ich auf manche Dinge reagierte. Und siehe da, ich bin fündig geworden, obwohl ich immer dachte, dass ich so gar nicht wäre. Meine eigene Analyse bezog sich meist auf ein paar negative Eigenschaften, die bei anderen wohl nicht so gut ankommen. Na gut, dachte ich, jetzt habe ich sie schwarz auf weiß und jetzt? Muss ich diese Eigenschaften alle ändern, in Positive umwandeln, damit mir keine Spiegel mehr vorgehalten werden? Das wird nicht leicht ...

Und wieso sollte ich das überhaupt tun? Wenn die andere Person, mit der ich zu tun habe, gar nichts bei sich ändert, bliebe doch alles beim Alten, dies und jenes würde mich weiterhin bei ihr nerven. Und irgendwann trennt man sich eben, wenn man es nicht mehr aushält. Aber was tun, wenn man vom Regen in die Traufe kommt, wenn die nächste Beziehung wieder mit demselben Spiegel antanzt? Irgendwann werden auch die ewigen Wiederholungen nerven, bis man vielleicht zu dem Punkt angelangt ist, dass man einfach immer nur Pech hat, dass man niemanden findet, der optimal zu einem passt. Alleinsein, Einsamkeit, Rückzug ... Neue Versuche, neue Enttäuschungen ...

Bis es einem dämmert, dass man sich bei gewissen Angelegenheiten (Konflikte, Streit) an die eigene Nase fassen sollte, bevor man sich über die Reaktionen oder Verhaltensweisen anderer aufregt oder diese gar kritisiert.

Ich habe mittlerweile gelernt, dass wenn mich etwas bei anderen nervt, kurz innehalte und meinen inneren Scan aktiviere, um herauszufinden, warum das so ist. Dann sehe ich, dass dieses mich Nervende auch in mir selbst vorhanden ist und wenn ich es schon bei mir nicht ändern kann, versuche ich wenigstens der anderen Person gegenüber diesbezüglich toleranter, verständnisvoller zu sein. Das Gute daran ist: Konflikte, Streit können dadurch abgemildert bzw. reduziert werden. Dann muss nicht mehr ein Wort das andere geben, der Streit muss nicht eskalieren. Wenn es einem bewusst wird: Ach, diese Reaktion, sie kommt mir sehr bekannt vor, die habe ich ja selbst, so reagiere auch ich immer wieder! -  dann hält man sich eher zurück, bzw. verhält man sich ruhiger dem anderen gegenüber, weil man ja auch seine heftige Reaktion in einer bestimmten Situation besser verstehen kann.

Es geht nicht darum, auch wenn es den Anschein erweckt, dem anderen nachzugeben, sondern darum, dass, wenn man seine eigenen negativen Eigenschaften für sich selbst anerkennt, sich selbst annimmt, mit allem, womit sein Inneres ausgestattet wurde, also diese nicht mehr vor sich selbst leugnet (So bin ich gar nicht!), immer seltener auf Menschen trifft, die einem ihren Spiegel vorhalten, um nämlich genau diese Eigenschaften endlich anzuerkennen, seinen Frieden mit ihnen zu schließen. Der nächste Schritt wäre, sie positiv zu verändern, aber das ist eben nicht immer so einfach. Oft steht das eigene Ego im Weg und wehrt sich dagegen!

Kurz zusammengefasst: 

Wenn man sich immer bemüht, sich zu verstellen, sich anders zu geben, als man im seinen Inneren ist,  weil man bestimmte Eigenschaften bei sich selbst nicht mag, begegnet man immer wieder Menschen, deren ähnliche Eigenschaften man auch nicht leiden kann. Und diese mag man deshalb nicht, weil man sie auch selbst besitzt, für manche hasst man sich selbst sogar regelrecht.

Man versucht, sie vor sich selbst zu leugnen, indem man sich verstellt, um diese bestimmte Eigenschaft zu verdrängen und auch, um sie vor anderen zu verstecken. Solange man sie nicht anerkennt, nicht zu ihnen steht, sich selbst nicht annimmt, wird man auf Menschen treffen, die einem diesen Spiegel immer wieder vorhalten, um diese Eigenschaften, die man bei anderen nicht mag, auch bei sich selbst bewusst wahrzunehmen und zu ändern - oder wenn man dies nicht schafft, zumindest verständnisvoller anderen gegenüber zu sein, bevor man sie mit diesbezüglicher Kritik überschüttet.

© Ella L.


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